Tag 7 – Kommt noch Wind?


Um 06:30 gehen meine Augen auf. Eva ist auch bald danach munter. Der Himmel ist blau, doch die Windvorhersage hat sich nach hinten verschoben. Somit haben wir keinen wirklichen Stress an den Strand zu kommen. Wir frühstücken gemütlich in der Sonne am Balkon und schauen uns dann noch unsere aufgenommenen Videos vom Vortag an. Irgendwann gegen neun Uhr brechen wir dann auf nach Le Morne. Mittlerweile fühlen wir uns schon fast wie Einheimische, wenn wir im Linksverkehr durch unser Dorf cruisen. Der Le Point, der südwestlichste Zipfel der Insel, liegt auf dem Weg zu unserer Kite Lagune. Dort sehen wir schon, dass kein Wind ist. Nachdem dort der Strand schöner ist, beschließen wir uns dort an den Strand zu legen. Der blaue Himmel von in der Früh ist leider schon nicht mehr all zu blau und erste Wolken verdecken die Sonne. Wir relaxen am Strand. Ein kleiner Einsiedlerkrebs besucht mich und ist begeistert, wie leicht er sich auf meinem Handtuch fortbewegen kann, im Gegensatz zum rieselnden Sand.

Als eine leichte Brise auffrischt beschließen wir, den Standort zu wechseln um auf unserem Kitespot kein bisschen Wind zu verpassen. Als wir dort sind, ist die Brise aber auch schon wieder vorbei und wir sitzen im Auto und warten. Nachdem etwa zum 5. Mal der Wind da war und ich nur ganz kurz vor dem Start auf das Wasser war, nur um dann im nächsten Moment wieder auf Windstille zu wechseln, gab ich es auf.

Nissan Waiting Game

Wir spielen etwas Volleyball um uns die Zeit zu vertreiben. Die Windvorhersage verhieß ab 13:00 Wind, also bauten wir optimistischer Weise schon den 15er Schirm auf. Nun war warten angesagt.

Ich wäre startklar

Dann ist es so weit. 13:05. Der Wind ist da, es wirkt so, als ob es ausreichen würde. Zwei andere Kiter sind auch bereits am Start und mehrere bauen bereits ihre Ausrüstung am Strand auf. Eva startet mir den Schirm. Ich merke gleich, dass der Wind sehr böig und unruhig ist. Als ich losfahren versuche ist er fast zu schwach. Auf einmal kommt eine Böe und ein Ruck fährt durch den Schirm. Durch den Ruck geht an einer Schirmleine der Knoten auf, womit eine meiner Steuerleinen auf einmal getrennt ist. Ich merke, wie der Schirm unkontrollierbar in den Wind hineinfällt und beschleunigt. Durch den fehlenden Zug der Leine hat er sich verformt und war nicht mehr zu kontrollieren. Ich bin noch sehr knapp am Ufer und so zieht es den Schirm auf den Strand hinunter. Hinter dem Strand stehen ein paar Pfeiler die den Parkplatz begrenzen und dahinter sind einige Bäume. Nach einem kurzen Moment, in dem ich all meine Optionen überlege, komme ich zu dem Entschluss, dass mich der Schirm einfach mitreißen würde, wenn er unkontrolliert in den Starkwind bereich fällt (Anmerkung: Die Powerzone ist der Bereich, in dem der Schirm perfekt zum Wind steht und den größten Anpressdruck erfährt. 15 Quadratmeter in 20 km/h Wind erzeugt eine unglaubliche Kraft). Also, mein Entschluss: Ich löse den Schirm aus. Dadurch trenne ich mich vom Schirm und er hängt nurmehr an einer Leine – der Mittleren – und verliert so etwas seine Form und wir nicht mehr so stark vom Wind angeströmt. Dadurch habe ich aber null Kontrolle. Der Schirm fängt an sich in der Powerzone zu drehen, ich stemme mich in den Sand und versuche nicht mitgerissen zu werden. Einen oder 2 Meter weiter und der Schirm wäre im Baum, was ihn höchstwahrscheinlich beschädigen und zerstören würde. Bevor der Schirm seinen 3. Loop vollendet, sind zum Glück schon 2 oder 3 andere Kiter herbeigelaufen und haben es geschafft den Schirm abzufangen. Glück im Unglück, nichts ist passiert!
Lektion des Tages gelernt: Leinen doppelt kontrollieren und extra fest verbinden. Normalerweise ziehen die sich unter Zug eh fest, doch das böige am Anfang direkt war wohl zu viel.
Etwas eingeschüchtert warte ich kurz ab und beobachte das Geschehen am Wasser. Der Wind nimmt stark zu. Leider habe ich die Pole Position nun verloren, es sind schon mehrere Kiter am Wasser. Ich beschließe dann unseren kleinsten Schirm zu nehmen, 9m². Damit geht es eigentlich ganz gut und Eva und ich kiten den ganzen Nachmittag abwechselnd. Wir üben unsere Tricks und Sprünge und genießen die coolen Bedingungen. Obendrein hat es mittlerweile auch wieder aufgerissen und es war endlich schön warm von der Sonne.

Zum Hineinversetzen

Der Wind wird immer konstanter und die Böen nehmen ab, so können wir bis kurz vor den Sonnenuntergang durchkiten. Erst dann wird es zu schwach. Ich wechsle nochmals auf den 12er zuletzt, doch auch damit werfe ich nach ein paar Minuten das Handtuch, der Wind wird gleich aufhören. Wir packen rasch zusammen und fahren auf die Westseite der Halbinsel zurück zu Le Point, wo wir uns zwischen jede Menge andere Surfer an den Strand stellen und dem Sonnenuntergang zuschauen.

Etwa ein Meter hohe Wellen brechen auf’s Riff

10 Minuten später ist das Spektakel schon vorbei und wir düsen zurück in unsere Ortschaft. Es gilt unsern Obst und Gemüsevorrat aufzufüllen und neue Hafermilch zu kaufen. So stoppen wir zuerst beim größten Bauernstand am Straßenrand und fahren anschließend noch zum Supermarkt, ehe wir in die Unterkunft zurückfahren. Dort kochen wir Reisnudeln mit Gemüse und Kokosmilch, quasi Pad Thai.

Suchbild zum Abschluss
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4 Antworten zu “Tag 7 – Kommt noch Wind?”

  1. Hallo ihr Abenteurer , der heutige Bericht ist so aufregend und spannend ,dass ich fast glaube , auch ich habe das alles miterlebt….dabei kenne ich mich mit dem kite surfen überhaupt nicht aus ! Aber super erklärt und erzählt ..So dass man es gut nachvollziehen kann ,aber wie man sieht ,auch ganz schön gefährlich !! Wie sagt man ,,gut Land “ und paßt auf euch auf …

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