Tag 9 – Cala Goloritzé


In der Nacht überrascht uns irgendwann um 2 in der Früh der Regen. Wir wachen auf, schließen die Dachfenster. Irgendwann später ist auch der Wind stärker geworden und wir kurbeln unsere Markise etwas ein, zur Sicherheit. Aufgrund der Wärme haben wir auch mit offener Türe und nur Gelsengitter geschlafen, doch das gilt es nun auch abzumontieren. In Summe reißt uns das mehrmals ziemlich aus dem Schlaf und wir schlafen dadurch sehr schlecht. Kombiniert mit der Anstrengung von gestern und dem späten Schlafen gehen, schlafen wir dann in der Früh bis 08:00, wofür wir später noch bitter bezahlen werden. Aber eins nach dem Anderen. Wir sind auf Urlaub und genießen es trotzdem genug Schlaf zu bekommen und auszuschlafen ohne Wecker. Den gesamten Vormittag nutzen wir dann fleißig am Campingplatz um unser Campingleben wieder auf die Beine zu stellen: Müll wird entsorgt – bei der Müllinsel übrigens von zwei Angestellten überwacht und penibelst getrennt. Schon lustig, die Doppelmoral irgendwie. Viel zu oft sieht man neben der Straße ganze Müllberge. Aber gut, ich klaube unseren Müll auch gerne auseinander und hoffe, dass sich die verbliebenen Einheimischen auch wandeln werden und nicht’s mehr einfach so in der Natur landet. Wir füllen unsere Wasservorräte auf, waschen all unsere Berge an schmutzigem Geschirr und Trinkflaschen und entsorgen unser Grauwasser. Nebenbei kocht Eva ein Linsendhal mit schwarzem Reis, während wir alles wieder fahrfertig machen. Wir schaffen es pünktlich zur Check-Out Zeit um 12:30 mit allem fertig zu sein und starten unsere Weiterreise. Allerdings hatten wir noch keine Zeit um überhaupt genau zu entscheiden, was wir tun wollen. Das Wetter ist zwar nicht mehr regnerisch, so wie in der Früh, aber schön ist es auch noch nicht, das soll erst am Nachmittag wieder werden. Wir wollen noch ein wenig die schöne Ostküste der Insel erkunden und so fällt die Entscheidung uns den berühmten Strand „Cala Goloritze“ anzusehen. Dieser ist nur per Boot, oder per Wanderung mit ~500 Höhenmetern erreichbar. Für uns ist das sowieso ein Kinderspiel und wir treten somit die Fahrt an in den Norden. Nach etwa 2h durchqueren wir das imposante und ebenso enge Bergdorf „Baunei“. Hier waren wir schon 2016/17 (vermutlich) mit den Motorrädern und Erinnerungen werden wach. Zuerst stehen wir bei einem Fahrverbot für Camper an, fahren jedoch etwas verunsichert noch weiter zur nächsten Abzweigung. Die Straße ist freigegeben. Also schlängeln wir uns in engen Serpentinen (1-2 mal musste ich reversieren) steil weiter auf den Berg über der Stadt. Oben geht die Landschaft dann in eine Hochebene über, mit recht dichtem, aber niedrigem Wald. Bald erreichen wir nach einer kurzen Schotterpistenpassage den Parkplatz, welcher der Ausgangspunkt für die Strandwanderung ist.

Da trennt sich der talentierte Fahrer vom Durchschnitts-Camper

Dort erwartet uns zu unserer Missgunst ein kleines Holzhäuschen und man muss Tickets lösen. Es ist 14:30. Der Wanderweg ist nur bis 14:00 geöffnet. Freundlich, aber bestimmt wird uns der Zugang verwehrt. Wir hätten früher kommen müssen. Meine Versuche die beiden Einheimischen zu überzeugen, dass wir die Wanderung im Laufschritt machen können und locker wieder zurück sind, bevor der Strand um 17:00 unten schließt, scheitern jedoch. Sind wir also den gesamten Weg umsonst gefahren? Wir sehen uns die Karte an und sehen, dass es ein recht dichtes Wanderwegenetz gibt und tatsächlich mit einem Umweg auch einen andern Zustieg, der das Kassahäuschen umgeht. Also beschließen wir zum Ausgangspunkt der Alternativroute zu fahren und uns dort ein Bild von der Lage zu machen. Über einen holprigen Erd-/Schotterweg erreichen wir eine kleine Parkbucht in der wir uns parken, packen einen minimalistischen Rucksack und wandern los. Der Weg ist wohl nicht wirklich begangen und etwas verwildert. Ohne Karten am Handy, hätten wir ihn auch mehrmals nicht gefunden bzw. verloren. Es ist mittlerweile ziemlich drückend schwül und so schwitzen wir eine Geröllrinne auf den Berg hinauf. Oben angekommen geht es am Bergrücken wieder etwas bergab und zweigt in den Hauptweg zum Strand ein.

Den Ticketstand haben wir somit auf jeden Fall umgangen. Zügigen Schrittes wandern wir den Weg hinab Richtung Meer. Die ersten Strandbesucher sind schon am Rückweg (schwitzend, ächzend und schnaubend). Wir schwitzen nur, freuen uns aber irgendwie doch auch wieder über die Bewegung. Kurz bevor wir unten angekommen sind, kommt uns jedoch tatsächlich ein Angestellter der ansässigen Organisation entgegen und fragt uns nach unseren Tickets. Wir zucken nur die Schultern und erklären ihm, wo wir hergekommen sind, und dass es keine Tickets zu kaufen gab. Dass wir aber gerne bei ihm jetzt welche kaufen würden, war für ihn leider keine Option. Obwohl es erst 16:25 war, meinte er, dass es für uns hier nicht weiter geht, der Strand ist nur bis 17:00 offen. Mehrmals versicherte ich ihm, dass wir um 17:00 auch schon wieder am Rückweg sein würden, doch er versteifte sich auf die Tickets und ließ leider nicht mit sich reden. Unser toller Plan ist also nicht aufgegangen. So kurz vorm Ziel drehen wir also wieder um und stapfen die Höhenmeter wieder zurück rauf – auch gut schwitzend.

So nah und doch zu spät

Am Rückweg machten wir uns ein wenig ins Hemd, ob uns oben, oder gar bei unserem Auto wohl jemand erwarten würde, doch unsere Sorgen waren unbegründet und wir kommen zurück zu unserem Parkplatz, ganz ohne Strafzettel oder dergleichen. Am Rückweg stoppten wir noch kurz für eine erfrischende, nackte Trinkflaschendusche im Gebüsch, waren wir doch wirklich ordentlich verschwitzt. Zurück ging es wieder über die Serpentinenstraße, durch Baunei und hinab in den Süden.

Blick zurück nach Baunei

Das war eine ordentliche Fahrt und Umweg für ein bescheidenes Erlebnis. Und alles wegen einer halben Stunde zu spät dran sein. Wir können es sehr schätzen in Österreich auf allen Wanderwegen frei in der Entscheidung zu sein, wann diese begangen werden können und in welcher Verfassung man sie in welcher Zeit und welchen Wetterbedingungen absolvieren kann. Leider ist uns auch unsere nicht ausreichende Recherche wohl zum Verhängnis geworden. Aber gut, Schwamm drüber, wir sind durch schöne Gebiete gefahren und haben Sport in der Natur gemacht. Passt schon. Für morgen ist Südwestwind angesagt. Das heißt, wir müssen heute noch auf die Westseite der Insel, damit wir dort morgen Kitesurfen können. Wir fahren mit guter Musik in der Abenddämmerung etwas mehr als 2h einmal quer durch die Insel. Zuerst durch imposante und schöne Berglandschaft: sehr grün und steinig und dann abflachend durch sanftere Hügeln und Ebenen, wo wir interessanterweise beinahe durch die Wolken fahren, so tief hängen sie zum Teil. In der Dunkelheit kommen wir in San Giovanni di Sinis an und parken auf einem Parkplatz direkt am Stadtbeginn zum Schlafen.

Immerhin haben wir aus dem Auto schöne Landschaften erlebt
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