Tag 25 – Dos d’âne, Reifenpanne & Nebelaussicht


Die Annahme von gestern hat sich als wahr herausgestellt: Wir sind inmitten einer Mangoplantage. Dazwischen gibt es auch ein paar Granatapfel- und Bananenbäume. Wir haben eine nette Aussicht über ein kleines Tal, welches zum Großteil bewirtschaftet wird. In der Morgensonne frühstücken wir in der Natur, begleitet von Vogelgezwitscher, herrlich. Den frühen Start haben wir heute allerdings nicht geschafft, dafür war es gestern Abend mit Check-in usw. einfach zu spät. Trotzdem beeilen wir uns ein wenig und versuchen frühest möglich wieder an den Aussichtspunkt von gestern Nachmittag zurückzukehren. Es geht eine gute halbe Stunde wieder bergauf ins Inselinnere über die kurvige Bergstraße. Nachdem eigentlich überall Häuser sind, ist es auch ein dauerndes Ortsgebiet und die Reunionaner haben scheinbar einen Faible für Ralentisseur. Oder zu deutsch: Fahrbahnschwellen. So braucht man wirklich relativ lange um sich fortzubewegen, der Komfort, die Lautstärke und Emissionen leiden. Aber was soll’s, wir sind immerhin auf Urlaub.
Am Parkplatz und Ausgangspunkt auf etwa 1000 Metern über dem Meer war heute keine einzige Wolke oder Nebel. Voller Vorfreude steigen wir am Wanderweg ein paar Höhenmeter ab zum nächsten Aussichtspunkt.
Von dort haben wir wieder den beeindruckenden Ausblick, jedoch gänzlich ohne Wolken. Leider ist die Sonne schon etwas höher, als wir das gerne gehabt hätten, wodurch auch die Fernsicht schon etwas vom Dunst getrübt ist. Dennoch sind die Dimensionen und die Landschaft einfach unvorstellbar.

Wir wandern die exakt gleiche Runde wie gestern, nur in umgekehrter Richtung. Mit der Zeit begegnen uns auch immer mehr Wanderer – hauptsächlich Franzosen. Wohlgemerkt sind diese überaus freundlich und nett – es wird oft gewitzelt und kommentiert, oder zumindest freundlich gegrüßt.
Seitdem ich am Parkplatz einen Hund begrüßt und gestreichelt habe, von dem ich erst später überrissen hab, dass das ein Straßenhund ist, haben wir auch eine sehr aufmerksame und treue Hundebegleitung auf unserer Wanderung. Nachdem es wirklich heiß ist teile ich schlussendlich sogar mein Wasser mit ihm, ehe für ihn die Sackgasse erreicht ist, als wir über eine Leiter klettern. Doch er findet schnell eine neue Familie, die er in die andere Richtung zurück begleitet.

Tschüss Rexi

Wir machen einige Fotos und Videos und kommen schließlich auch an einem Stein vorbei, der relativ leicht zu beklettern geht. Nachdem bereits ein paar andere oben waren, klettert auch Eva für ein Foto empor. Ich bleibe unten, irgendwer muss ja leider fotografieren. Ein entgegenkommender Franzose ist gleich ganz begeistert und sagt mir irgendwas auf Französisch, realisiert aber dann zum Glück gleich, dass ich absolut nichts verstehe.

Unerschrockene Klettermaus

Am Weg zurück unterhält sich Eva auch mit einem lustigen Franzosen aus Montepellier und seiner Frau aus Bratislava, auf Französisch, Spanisch und Englisch.
Wieder zurück am Parkplatz fahren wir die Bergstraße wieder hinunter und beschließen zurück ins Appartement zu fahren, die ärgste Mittagshitze und Sonne abzuwarten und dort etwas kochen bzw. essen.
Doch weit kommen mir nicht. In einer engen Serpentine kommt mir die Lenkung komisch vor und ein Reifen quietscht etwas. Ein paar Sekunden später geht auch schon die Reifendruckkontrolleuchte an.
Rechts rangefahren und inspiziert. Vorne rechts ist definitiv schon weniger Luft im Reifen und man hört auch ein Pfeifen. Aber alles halb so schlimm, wir haben im Kofferraum einen Wagenheber und einen Ersatzreifen, welcher zur meiner Freude ein exakt identer – also vollwertiger – Reifen zu sein scheint und kein spezieller Notreifen. Also schnell Reifen gewechselt und schon wieder startklar, hat wohl keine 10 Minuten gedauert in Summe.

Warmup für Winterreifenmontage

Doch dann kommt der kompliziertere Teil. Eva ruft bei der Nummer an, die wir für Pannenhilfe und Schadensmeldungen erhalten haben. Da landet sie irgendwo in Frankreich bei einer Partnerfirma. Telefonieren ist leider wirklich schwer mit ihren Sprachkenntnissen (Englisch ist wieder einmal keine Alternative), doch irgendwie funktioniert es doch und wir erfahren, dass alles in Ordnung ist und nichts nötig ist, weil wir keinen Schaden verursacht haben und auch keine Panne haben (zumindest nicht mehr). Also geht’s nun wirklich weiter und zurück in unsere Mangofarm.
Dort kochen wir gelben (Kurkuma) Reis mit Bohnen und Erdnüssen und dazu diverse Laibchen auf Saitanbasis und einem bunten Salat. Sehr lecker.

Idyllisch und ruhig

Doch es ist noch zu früh am Nachmittag und wir sind noch nicht bereit zu rasten, daher schwingen wir uns nochmals ins Auto und fahren zu dem Aussichtspunkt bzw. Wanderung, die wir eigentlich für den nächsten Tag angedacht haben. In der Hoffnung dort einen schönen Sonnenuntergang erleben zu können. Die Fahrzeit ist mit einer Stunde auch kein Schmutz. Aber wir fahren nunmal von 100 Meter hinauf auf 2000 Meter und das über eine äußerst kurvige Bergstraße und die ersten zwei Drittel Stadtgebiet mit tausenden Bremsschwellen. Wir lassen die drückende Schwüle mit 28° hinter uns und sind schon bald auf regennasser Fahrbahn mit 14° unterwegs. Auch die Vegetation ändert sich maßgeblich von trockenen steppenartigem Bewuchs zu dichtem, saftig grünem Urwald. Leider fahren wir ab ca. 1600 Höhenmetern in eine Nebel- oder Wolkendecke rein. Dieser ist sehr dicht und selbst oben am Pic du Maido leider noch durchgängig. Wir haben gehofft, vielleicht über den Nebel zu kommen. Nichtsdestotrotz spazieren wir vom Parkplatz zum Aussichtspunkt nebenan und wollen der Bewegung willens und als Vorbereitung für den morgigen Tag den Wanderweg etwas auskundschaften.

Mörder Aussicht heute

Leider haut auch das nicht so ganz hin, denn nach ein paar Metern versperrt uns ein Zaun den Weg. Der Weg ist gesperrt, nachdem 2020 ein Feuer alles verwüstet hat und die Befestigungen über dem Abgrund derzeit noch nicht zur Gänze geprüft und erneuert worden sind. Gut zu wissen immerhin. Dafür erblicken wir einen kleinen Hauch von blau und beschließen daraufhin unsere Drohne nach oben in die Wolkendecke steigen zu lassen. Nach 400 weiteren Höhenmetern über unserem Niveau kommt sie tatsächlich aus der Wolkendecke heraus und man sieht zwei Berggipfel in der Ferne. Cool, aber für uns jedenfalls auch ein klares Zeichen, dass wir keine Hoffnung mehr auf ein Aufreißen der Wolken zum Sonnenuntergang hegen brauchen.

Mit technischen Hilfsmitteln gibt’s doch ein kleines bisschen Aussicht

Also fahren wir wieder eine Stunde abwärts fast auf Meeresniveau hinunter. Die verschiedenen Klimazonen sind auch wirklich interessant.
In der Unterkunft angekommen übersiedeln wir auf das Angebot unseres Gastgebers hin von unserer Holzhütte in die Holzhütte eins weiter, da wir diese ursprünglich reserviert hatten und sie einen noch besseren Ausblick zum Meer bietet und gehen früh schlafen, denn wir haben große Pläne für morgen.

Neuer Blick von der Terasse
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2 Antworten zu “Tag 25 – Dos d’âne, Reifenpanne & Nebelaussicht”

  1. Als ich die Klettermaus suchte und auch entdeckte , war ich fixi- foxi fertig…habe meine Angstgedanken aber gleich verdrängt. Bitte kein Risiko , wegen eines Fotos !! Mitten in Mango Granatapfel und Bananen Felder kann man nur sagen : Herz ,was willst du mehr ,da lässt es sich leben ….wieder ein toller Bericht und super Aufnahmen .

  2. Über Straßenschwellen können wir auch berichten – in Mexiko, Guatemala und Belize gibt es Millionen 😉 davon. Da sind mir unsere Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung viel lieber – davon gibt es dort bei weitem weniger

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