Heute verzichten wir auf’s Kiten. Der Wind würde wahrscheinlich ähnlich schlecht sein wie am Vortag, oder sogar noch schlechter laut Vorhersage. Nach dem Frühstück packen wir jede Menge Kamerazeug in unsere Rucksäcke und setzen uns in Alltagskleidung ins Auto. Wir fahren in den Norden, Richtung Port Louis, der Hauptstadt. Unser erstes Ziel ist der Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden in Pamplemousses. Wir parken direkt vorm Eingang und kaufen für 200 MUR (etwas unter 5€) unsere Tickets. Für Einheimische kostet der Eintritt nur ~25 Cent. Das Wetter ist heute vermutlich eines der besten, die wir je auf der Insel hatten. Es scheint immer wieder die Sonne und Wolken sind nur vereinzelt am Himmel. Wir schlendern durch die Parkanlagen des Botanischen Gartens und bestaunen unterschiedliche Palmenarten und Mangroven. Manche Ecken des Gartens sind etwas heruntergekommen bzw. ungepflegt, doch in Summe bietet er wirklich eine eindrucksvolle Pflanzenwelt.






Besonders gut gefallen uns auch einige Kletterpflanzen, die über andere Bäume herfallen. Die riesigen schwimmenden Blätter der Victoria cruziana, einer Riesenseerose – die wohl Hauptattraktion des Parks – sind auch eindrucksvoll groß.

Es gibt auch eine Palmensorte die nur einmal alle 30-40 Jahre blüht. Die Besonderheit dabei ist, dass die Blüte etwa ein Jahr dauert und die Palme nach der Blüte abstirbt. Es ist dennoch eine der höchsten Palmen Arten überhaupt, die Talipot-Palme (Corypha umbraculifera). Wir haben das Glück, eine dieser Palmen gerade in Blüte zu sehen. Optisch eher unspektakulär, um ehrlich zu sein, aber gleichzeitig eine faszinierende Angelegenheit.

Ansonsten gibt es auch ein großes Bassin, wo wir ein paar Enten und Vögel beobachten und ein Gehege mit Riesenschildkröten, welche jedoch eher reglos und langweilig im Schatten liegen.



Mir macht leider meine Verdauung etwas zu schaffen, doch zum Glück gibt es auch Klos. Einzig und alleine an die Tatsache, dass es dort meist kein Klopapier gibt, sondern nur eine kleine Brause zum Spülen ist etwas gewöhnungsbedürftig und ich bin mir unsicher, wie das hygienetechnisch abzulaufen hat. Eva hat keinerlei Probleme, obwohl sie mittlerweile sogar das Leitungswasser trinkt.
Die Zeit verrinnt sehr schnell und so sind wir nach 4,5 Stunden dann schon sehr hungrig und durstig und verlassen den Garten. Auf dem Parkplatz essen wir unseren mitgebrachten Gemüsereis und hydrierten uns wieder. Weiter geht’s zum nächsten Stop nur ein paar Minuten entfernt: Ein Zuckermuseum. Dieses ist in den Hallen einer ehemaligen Zuckerfabrik aufgebaut und sehr nett gestaltet. Mit sehr viel Text werden wir durch die Geschichte von Mauritius mit den Eroberungen der Franzosen und Engländern geführt und auch die Sklaverei wird erläutert. Das Zuckerrohr wurde – wie fast alle anderen Dinge auf der Insel – durch die Entdecker und Eroberer eingeschleppt. Es stellt sich heraus, dass es auf der Insel aber sehr gut wächst und wurde daher kultiviert. Mittlerweile bedecken die Zuckerrohrfarmen fast die komplette Insel und es gibt nurmehr sehr wenig geschützten Wald und eben ein paar Berge. Anschließend führt die Ausstellung auch durch den hinteren Teil der Halle, wo wir die Maschinen und den Prozess begutachten können. Zuletzt haben wir noch eine Zucker- und Rumverkostung dabei. Sehr interessant und geschmackvoll.




Als wir das Museum verlassen ist es etwa 17:00, also noch ca. eine Stunde bis zum Sonnenuntergang. Wir beschließen am Weg noch einen der größeren Hindu-Tempeln anzusehen, in Port Louis. Leider stürzt uns das in die Rush Hour und so kommen wir nicht wirklich effizient vorwärts. Erschreckend ist auch die Belastung der Luft. Mit den alten, großen LKW’s und Bussen werden ordentliche schwarze Wolken in die Luft geblasen und so brennen mir nach ein paar Minuten schon die Augen und Eva merkt es in der Nase. Doch es ist zum Glück nicht sonderlich weit bis zum Tempel. Wir parken nebenan auf einem Busbahnhof und spazierten schüchtern ins Tempel-Gelände. Wir ziehen unsere Schuhe aus und respektieren den Wunsch Fotoshootings zu vermeiden und sich respektvoll zu unterhalten. Ein paar Handyfotos machen wir aber trotzdem, nachdem außer uns und ein paar Ratten niemand dort war. Äußerst bunt und verschnörkelt, fast sogar Comic mäßig war der Aufbau und überall gab es kleine Altare, wo den Göttern Opfergaben gebracht werden. Etwa liegt eine Banane auf einem Tablett. Oder war das nur der Notfallsnack des Priesters? Wir werden’s nie wissen. Wir umrunden den Tempel, haben aber relativ schnell alles gesehen.




Danach starten wir Richtung Unterkunft mit dem Plan irgendwo für den Sonnenuntergang an den Strand zu kommen. Doch den Plan müssen wir relativ schnell verwerfen. Zu Groß ist das Verkehrschaos. An jedem zweispurigen Kreisverkehr steht ein Polizist, der den Verkehr regelt, so läuft es eigentlich äußerst effizient ab, aber dennoch sind einfach zu viele Autos. Wir verlieren in Summe wohl fast eine Stunde und verpassen den Sonnenuntergang. Obendrein lande ich auf einmal auf einer Autobahnabfahrt, weil ich so sehr mit dem Anglotzen der Bankhauptquartiere beschäftigt bin. Dadurch lotst uns Google Maps anschließend einige Minuten durch kleinste Gassen. Als die Gasse dann übergeht in einen Feldweg müssen wir nochmals eine Umfahrung machen, denn ich will wahrlich auf keinen Feldweg vertrauen.

Unterwegs müssen wir dann auch noch tanken. Wir füllen unseren Tank komplett auf für einen Literpreis von 74,1 MUR = 1,68€ (lächerliche 33 Liter). Das Angenehme übrigens: Der Preis ist ist staatlich fixiert. Das heißt, jede Tankstelle kostet gleich viel und der Preis ändert sich nur sehr selten, wenn die Lager neu aufgefüllt werden. Irgendwo habe ich gelesen, dass das etwa ein Tanker pro Woche ist. In der Dunkelheit kamen wir dann nach Hause. Das Fahren bei Dunkelheit ist sehr anstrengend, denn die Einheimischen haben sehr dunkle Hautfarbe und sind somit quasi nicht erkenntlich. Auch fahren jede Menge Radfahrer auf der Straße ohne Licht – auch direkt entgegenkommend. Und Straßenbeleuchtung gibt es kaum, nur blendende entgegenkommende Autos.
Eine Antwort zu “Tag 10 – Botanischer Garten – Zuckerrohr-Museum”
Wow ,ihr hattet heute aber einen erlebnisreichen Tag mit vielen Höhepunkten !! z.B. Das Bild des Tages – ein toller Schnappschuss – oder der Besuch im Hindu Tempel …und und und viele interessante Momente – nur weiter so …..