Tag 5 – Tauchen mit den Adlerrochen


Heute reißt uns der Wecker aus dem Schlaf. 06:15. Es ist schon hell, die Vögel geben Vollgas. Zeit für uns auch vollgas zu geben. Unsere Sachen haben wir schon am Vortag gepackt, also schnell frühstücken – wie gut kann eigentlich die tägliche Papaya sein? – und um 07:45 sitzen wir schon im Auto.

Herrlich, in der Morgensonne

Es geht wieder in den Norden zu Flic en Flac, wo wir uns um 08:30 in der Tauchschule treffen. Diese ist sehr unscheinbar in einer kleinen Seitengasse und ist vielmehr eigentlich nur eine winzige Hütte mit einem Tisch und Bank davor. Die Hütte ist dicht gefüllt mit Equipment und in Summe 4 Mitarbeitern. Mit uns sind 3 Franzosen und eine Reunionanerin (von La Reunion halt 😉 ) und eine Deutsche, Anja, am Start. Der hinduistische Boss, Ravi, begrüßt uns freudig, wir unterschreiben eine Versicherung und bekommen schon sehr unbürokratisch unser Equipment ausgeteilt. Tauchcomputer gibt es keinen für mich, ich muss mich wohl an Eva’s Computer orientieren. Für ihre Taucharztausbildung in Ägypten hat sie sich einen eigenen Tauchcomputer und auch eine Unterwassertaschenlampe besorgt. Sehr praktisch für mich. Wir richten unsere Flaschen, Tauch-Jackets, Flossen und Maske, schultern das Equipment und schon geht es los an den etwa 80 Meter entferten Strand, wo uns geholfen wird alles ins Boot zu verladen. Ich hab leider vergessen das Unterwassergehäuse für die Kamera mitzunehmen und die GoPro ist nur bis 10 Meter wasserdicht. Also heute wohl leider keine Fotodokumentation unseres Tauchganges, sehr ärgerlich und folglich um einiges langweiliger für unsere LeserInnen. Sorry!
Wir fahren mit dem Boot aus der kleinen Marina hinaus auf’s offene Meer. Für geschätzte 2 Minuten. Dann haben wir den Spot „Aquarium“ schon erreicht. Also quasi direkt vor dem Hafen, vielleicht 100 oder 200 Meter im Meer draußen. Wir setzten uns auf die Bootsreeling und lassen uns rücklings ins Wasser fallen. Mit uns Anja, die Reunionanerin und unser Guide, dessen Namen wir verpasst haben zu erfragen. Wir tauchen ab auf etwa 10 Meter und sehen gleich ein Rudel Adlerrochen, die uns ein paar Runden umkreisten. Äußerst elegant und anmutig bewegen sie sich mit großer Ruhe durch’s Wasser und kamen bis auf 5 Meter an uns heran. Sie haben extrem lange Schwänze, aber darauf kommt es eigentlich nicht an. Viel eindrucksvoller war die Flügelspannweite und die Bewegung.

Ungefähr so hat’s ausgesehen

Wir verabschieden uns und setzten unseren Tauchgang am Boden entlang fort in größere Tiefen. Die Sicht ist extrem gut, das Wasser ist sehr klar und in den kurzen Sonnenmomenten kommt das Sonnenlicht fast ungefiltert zu uns nach unten. Ich glaube so eine gute Sicht hatte ich noch nie. Wahrscheinlich ist aber auch der Mangel an Sand und Wellen Mitschuld. Der Boden besteht aus größeren runden Felsblöcken, die in willkürlich wirkenden Größen den gesamten Boden bedecken. Manche auch einige Meter im Durchmesser. Korallen gibt es sehr wenig, nur sehr vereinzelt. Fische schon einige, aber auch weniger als ich es von anderen Riffen kenne. Trotzdem bot uns die Unterwasser-Kulisse, wie jedes Mal, einen tollen Einblick in eine komplett andere Welt. Achja, ich habe vergessen zu erwähnen – bereits beim Reinspringen ins Wasser war mir schlagartig kalt. Trotz langem 4mm Neopren. Der Tauchcomputer von Eva war zwar überzeugt, dass es 23° waren, doch ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich die minimale Wassertemperatur widergespiegelt, oder doch nur die Außentemperatur am Ende. Wir drehen eine ausgedehnte Runde über das Riff bzw. die Steinlandschaft bis 21 Meter Tiefe. Dabei sehen wir Moränen, eine Languste, Anemonen mit Clownfischen und einen riesigen Steinfisch, den wir ohne unseren Guide wohl niemals entdeckt hätten. Zumindest nicht als Fisch erkannt. Nach etwa 45 Minuten ist mein Luftvorrat bei der Reserve angelangt und ich signalisiere das unserem Guide. Dieser leitet den Aufstieg ein, wir machen 3 Minuten Sicherheitsstopp auf 5m Tiefe um den in unserem Körper angereicherten Stickstoff abzuatmen und mit 30 bar Restluftdruck erreiche ich dann die Oberfläche. Eva hat noch 90 bar. Gestartet sind wir bei 200. Ich schaffe es einfach nicht weniger Luft zu verbrauchen… allerdings war mir auch wirklich arschkalt. Zähneklappernd und zitternd steigen wir zurück ins Boot, holen noch die anderen beiden Tauchgruppen ab, ehe es zurück an Land und in die Tauchschule geht. Dort waschen und verstauen wir das Equipment, schreiben unser Logbuch und socializen noch ein bisschen. Unser Guide erzählt uns, dass er seit 18 Jahren vor Ort taucht (etwa 8000 Tauchgänge) und sich in dieser Zeit das Riff sehr zum Negativen verändert hat. Durch Unwetter und Wellen aber auch durch Taucher und vor allem den Fischfang und den Schäden von großen Fischernetzen sind fast alle Korallen und viele Fische verschwunden.
Wir verlassen die Tauchschule und fahren wieder nach Hause ins AirBnb. Dort essen wir das von mir am Vortag gekochte Moussaka und ich machte danach eine Stunde Nickerchen, war ich doch von meinen Verdauungsbeschwerden vom Vortag immer noch etwas geschafft. Im Anschluss fuhren wir nach Le Morne an den Südspitz um uns ein Bild von der Lage am Kitestrand zu machen. Schon in der Ferne sehen wir, dass keine Kites am Wasser sind, nur ein paar Windsurfer und Wingfoiler, die jeweils auf weniger Wind angewiesen sind. Dafür ist der Strand gefüllt mit Locals. Der morgige Montag ist ein hinduistischer Feiertag und so wurde bereits heute mit Feierlichkeiten nicht gespart. Sogar jede Menge Busse parkten am Strand und Großfamilien hatten eindrucksvolle Lager aufgebaut. Dazwischen spielten ein paar sogar Live-Musik und tanzten dazu.

Festivalstimmung

Wir gesellten uns an den Strand und beobachteten das Geschehen. Nach 1-2 Stunden relaxen fängt es zunehmend an mehr herzutröpfeln. Die Wolken sind hier fast durchgängig schwarz und immer wieder schauert es lokal. Sonniges Strandgefühl hatten wir jedenfalls nicht, dafür war es auch zu kalt und windig. Also reißen wir unser Lager ab und fahren zurück in die Unterkunft. Dort verbringen wir den restlichen Abend mit organisatorischen Dingen und ich vervollständige endlich mein Tauch-Logbuch. Eva kocht eine Gemüse-Quinoa Pfanne mit leckeren roten Rüben vom Gemüsestand.

Allgegenwärtige Regenstimmung

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9 Antworten zu “Tag 5 – Tauchen mit den Adlerrochen”

  1. Die Mares-Anleitung (Tauchcomputer) sagt dazu folgendes: „ Für jeden Tauchgang … sehen Sie in der oberen linken Ecke
    die Maximaltiefe, in der oberen rechten Ecke wird alle 2 Sek. abwechselnd die NIEDRIGSTE TEMPERATUR und die durchschnittliche Tiefe angezeigt.‘

    Aber ja, kalt war‘s definitiv!

  2. Tolle Reportage !! Wer von euch ist das große Zeichentalent ? Super angefertigt- reicht sogar für eine Ausstellung ….wünsche euch besseres Wetter und weiterhin alles Gute….

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