Tag 9 – Mývatn


Fotos folgen später. Aus Zeitgründen heute nicht möglich.

Gestern Abend haben wir noch Wäsche gewaschen, was das Schlafengehen doch wieder etwas nach hinten verschoben hat. Daher sind wir heute nicht besonders früh munter geworden. Zum Glück bleiben wir zwei Nächte in unserer Unterkunft, sodass wir ohne großes Einpacken recht schnell in den Tag starten können. Ein weiterer Vorteil: Wir sind perfekt gelegen und haben für alle heute geplanten Aktivitäten nur äußerst kurze Anfahrtswege – jeweils unter zehn Minuten.

Frühstück mit Liebe und selbstgemachtem Skyr

Als Erstes fahren wir nach Hverarönd bzw. Hverir. Das Gebiet liegt an der Flanke des Námafjall und bietet zahlreiche vulkanische Erscheinungen. Generell ist die gesamte Region stark von vulkanischer Aktivität geprägt, da sich hier die beiden tektonischen Plattenränder jährlich um etwa zwei Zentimeter voneinander entfernen. Überall blubbert und zischt es aus dem Boden, begleitet von einem intensiven Schwefelgeruch. Man darf nur auf ausgeschilderten Wegen gehen, denn wenn man irgendwo einbricht, kann es darunter sehr heiß werden und man zieht sich Verbrennungen zu. Die Menschenmenge hält sich aufgrund der frühen Uhrzeit noch in Grenzen.

default

Nachdem wir durch die Ansammlung an Fumarolen (kleine Öffnung im Erdboden, aus der Wasserdampf und heiße vulkanische Gase austreten), Solfataren (Exhalationen, die reich an Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff sind) und Schlammlöchern geschlendert sind, hängen wir noch eine kurze Rundwanderung auf den benachbarten Berg Námafjall an. Der Weg wird stellenweise überraschend steil und rutschig. Ich stütze Klaus und wir gehen gemeinsam hinauf, um die Sturzgefahr für ihn zu minimieren. Oben angekommen, genießen wir ein beeindruckendes 360°-Panorama: vulkanische Hügel, Kraterlandschaften, weite Ebenen – und ein Blick auf den großen See Mývatn. Bei strahlendem Sonnenschein, rund 20 Grad und lebhaftem Wind wandern wir zurück zum Auto.

Von dort fahren wir etwa zehn Minuten weiter nach Krafla, wo ein 60-Megawatt-Geothermiekraftwerk errichtet wurde. Man fährt praktisch durch das Kraftwerksgelände hindurch zu einem Parkplatz an einem kleinen Kratersee. Wir steigen ein Stück auf den Kraterrand hinauf und genießen die Aussicht auf den unwirklich blauen See, das Kraftwerk und die umliegende Vulkanlandschaft.

default

Anschließend besuchen wir das Visitor Center bzw. ein kleines Museum im Kraftwerk und erfahren interessante Details über diese Form der nachhaltigen Energiegewinnung. 1977 kam es hier durch tektonische Verschiebungen zu Vulkanausbrüchen, die tagelange Feuer verursachten. Auch heute rechnen die Betreiber damit, dass wieder etwas passieren kann – im schlimmsten Fall könnte das Kraftwerk zumindest teilweise zerstört werden. Die 33 Bohrlöcher reichen meist etwa zwei Kilometer tief und damit nahe an die flüssige Lava heran. Das natürlich im Boden vorhandene Wasser wird als Dampf-Wasser-Gemisch an die Oberfläche gedrückt, mithilfe von Separatoren getrennt, sodass reiner Dampf übrig bleibt, der dann zwei Stromturbinen antreibt. Anschließend wird der Dampf kondensiert und das dabei noch heiße Wasser teils für Fernwärme genutzt, teils zurück in ungenutzte Bohrlöcher gepumpt, um den Kreislauf zu schließen. Rund ein Drittel des isländischen Stroms stammt aus geothermischer Energie.

Geothermaler Laufkreis

Nach diesem spannenden Einblick in die Technik machen wir eine weitere Wanderung durch das Gebiet rund um das Kraftwerk – jenes, das bei den Ausbrüchen 1977, den sogenannten „Feuern von Krafla“, betroffen war. Wir durchqueren dabei rote und bunte Hügel, erstarrte Lavafelder und kleinere Explosionskrater – eine beeindruckende Landschaft.

Nach der Wanderung ist es bereits 14:00 Uhr. Wir fahren zum Mittagessen in unsere Unterkunft zurück, die ohnehin am Weg liegt. Nach dem Essen – inklusive köstlicher Heidelbeer-Skyr-Nachspeise – setzen wir Magdi und Klaus beim „Fuglasafn Sigurgeirs“ ab, einem Vogelmuseum, das in Gedenken an einen bei Schlechtwetter verstorbenen Hobby-Ornithologen am Mývatn errichtet wurde. Währenddessen fahren Eva und ich ans Südufer des Mývatn und spazieren durch grasbewachsene Hügel direkt am See. Die Landschaft ist geprägt von unzähligen kleinen, bewachsenen Vulkankegeln. Wir beobachten viele verschiedene Vögel und Enten.

Nach unserer Runde holen wir Mama und Klaus beim Museum ab und fahren gemeinsam an die Ostseite des Sees, wo sich nochmals schöne Blicke auf die grüne Vulkankegellandschaft bieten.

von Skutustadagigar

Was ist bitte ein Pseudokrater? Das ist eine vulkanähnliche Erdformation, die durch Gasexplosionen entsteht, wenn heiße Lava auf wasserhaltigen Untergrund trifft, jedoch ohne direkten Schlot zur Magmakammer.

Auf dem weiteren Weg stoppen wir kurz am Fuß des Hverfjall, verzichten aber aus Zeitgründen auf den Aufstieg und lassen stattdessen die Drohne fliegen. Danach fahren wir entlang der Ostseite des Sees weiter nach Norden, zurück Richtung Unterkunft.

Kraterberg Hverfell – Weg erspart, trotzdem alles gesehen

In der Nähe besuchen wir noch Grjótagjá – eine kleine Höhle in einem Felsriss, gefüllt mit blauem, dampfendem, warmem Wasser. Man muss ein paar Meter über Felsblöcke hineinsteigen. Durch Spalten in der Decke fällt Licht hinein, und der aufsteigende Dampf verleiht der Höhle eine mystische Atmosphäre. Hier wurde übrigens die berühmte Szene aus Game of Thrones gedreht, in der Jon Snow mit Ygritte ein Techtelmechtel hat.

Liebesnest

Nach diesem Abstecher fahren wir noch ein paar Minuten weiter und spazieren etwa 100 Meter zur zweiten Höhle, Stóragjá. Diese ist schwerer zugänglich und wirkt etwas weniger spektakulär als die erste, da sie keine große Kaverne besitzt.

Damit ist unser heutiges Programm abgeschlossen, und wir fahren zurück zur Unterkunft. Dort besucht uns wenig später unsere Gastgeberin Bianca. Sie stammt ursprünglich aus Tirol und ist vor einigen Jahren nach Island ausgewandert. Gemeinsam mit Oli betreibt sie nun die Unterkunft. Sie bleibt zwei Stunden bei uns, und wir lauschen gespannt ihren Erzählungen über das Leben in Island. Sie hat sich stark in Kultur, Sprache und Tradition integriert und liebt, was sie tut – ein spannender Einblick aus erster Hand.

Bianca bringt uns auch unser Frühstück für den nächsten Tag: selbst gebackenes Brot aus dem geothermalen Ofen, Skyr, Rhabarbersaft – und sogar Enteneier sind im Korb. Nach dem netten Gespräch ist die Sonne hinter dem Berg nebenan bereits untergegangen (22:10), und wir beeilen uns, ins Bett zu kommen und noch ein paar Dinge für den morgigen Check-out vorzubereiten.

,

Eine Antwort zu “Tag 9 – Mývatn”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert