Tag 3 – Landmannalaugar


Der Plan für heute war, möglichst früh, aber dennoch entspannt zu starten – und das ist uns gar nicht schlecht gelungen. Kurz nach 8 Uhr ist das gesamte Gepäck wieder im Auto verstaut, und wir verlassen unser gemütliches Blockhäuschen.

Unser erstes Ziel ist der Háifoss, den wir über einen kleinen Umweg und eine Gravelroad erreichen. Am Parkplatz angekommen, sind wir die Ersten. Von dort führt ein kurzer Wanderweg zu einer spektakulären Schlucht: Schwarzer Stein, überwuchert von leuchtend grünem Moos, und an mehreren Stellen stürzen Wasserfälle beeindruckend in die Tiefe. Wir wandern ein Stück entlang der gegenüberliegenden Seite des Háifoss und genießen dabei immer neue, atemberaubende Perspektiven. Nur der kalte Wind verhindert ein längeres Verweilen. Einen kurzen Drohnenflug schaffen Lukis kalte Finger aber noch – zum Glück, denn dieser Ort hätte es beinahe nicht mehr auf unseren dichten Tagesplan geschafft.

Wasserfall #3

Um zum nächsten Ziel zu gelangen, müssen wir eine sogenannte F-Road nehmen – eine der isländischen Hochlandpisten, diesmal die F208. Anfangs führt sie durch eine mondähnliche, karge Landschaft, durchzogen von Hochspannungsleitungen. Direkt von der Straße aus startet der Wanderweg zum Sigöldugljúfur – oder, etwas poetischer und leichter auszusprechen: das „Tal der Tränen“. Etwa einen Kilometer wandern wir, bis wir die farbenfrohe Kulisse erreichen. Die Hochebene ist von einem tief eingeschnittenen Tal durchzogen, und aus den saftig grün bewachsenen Felswänden strömen wie aus dem Nichts zahlreiche Wasserfälle herab, die sich unten zu einem türkisfarbenen Fluss vereinen. Es sind kaum Menschen hier – ein echter Geheimtipp. Wir genießen kurz die immer wieder durchbrechende Sonne und spazieren ein wenig entlang des Tals.

Teils vom Stausee dahinter gespeist

Weiter geht’s – noch tiefer hinein ins isländische Hochland. Der nächste Halt ist nur kurz, denn dieser Ort entfaltet seine volle Wirkung ausschließlich aus der Vogelperspektive. Die Drohne steigt auf und zeigt uns drei Vulkankegel – ein beeindruckendes Bild in Rot und Schwarz. Schon erhascht unser „Fluginsekt“ einen ersten Blick auf den nächsten See, zu dem wir wenig später mit dem Auto fahren. Die Straße führt überraschend direkt am Kraterrand entlang – Grund genug für einen weiteren Drohnenflug.

Die Streckenführung und Landschaft lässt keine Wünsche offen
Von unten nicht Sichtbar, aber mit der Drohne dank Eva’s Vorab-Recherche gefunden

Jetzt aber weiter, denn unser eigentliches Tagesziel ist Landmannalaugar – und es ist bereits nach 14 Uhr. Beruhigend ist nur, dass die isländischen Sommertage schier endlos sind.

Landmannalaugar ist ein farbenfrohes, geothermales Gebiet, das wir noch ein wenig zu Fuß erkunden möchten. Doch zuvor gilt es, zwei Furten zu durchqueren – ein wichtiger Test für spätere Herausforderungen, denn hier wäre im Notfall Hilfe schnell erreichbar. Die erste Furt wird von Lukas inspiziert und für fahrbar befunden. Ohne Probleme überquert er sie – wir schauen von außen zu. Die zweite ist deutlich tiefer. Lukas wagt sich zügig hinein, doch als das Auto in einer Senke nochmals absackt, wird auch ihm kurz mulmig. Er fährt ein Stück zurück, versucht es daneben noch einmal, und nach kurzem Hin und Her – sowie unserem Signal von außen, dass noch etwas Spielraum ist – meistert er auch diese Hürde. Für uns Fußgänger gibt es bei der ersten Furt noch eine Brücke, bei der zweiten müssen die Schuhe ausgezogen werden. Überraschend: Das Wasser ist lauwarm!

Wir wandern das Tal nach hinten

Die anschließende Wanderung führt 7 Kilometer durch den Park. Am Startpunkt begegnen uns bizarre Lavabrocken, dann dampfende Schwefelfelder, schließlich eine moosgrüne Ebene, durchzogen von kleinen Bächen. Als wir schließlich die ersten Höhenmeter Richtung Brennisteinsalda erklimmen, eröffnet sich uns ein immer großartigerer Blick auf die Rhyolithberge, deren Farben in Ocker, Rot, Orange und Türkis leuchten. Oben angekommen, sind wir überwältigt vom 360°-Panorama über diese endlos wirkende Landschaft. Nur Magdi ist wegen des bevorstehenden Abstiegs etwas angespannt – das fordert Nerven und Verdauung. Doch gemeinsam bewältigen wir auch die steileren, steinigen Passagen bergab – Hut ab vor Klaus, der sich auch diese anspruchsvolle Wanderung nicht nehmen lässt. Beim Abstieg wehen uns erneut Schwefelgerüche entgegen, und bald erreicht uns eine Regenfront. Der letzte Teil des Weges – durch Lavabrocken und schließlich durch ein Flussbett – wird daher zügig, ohne viele Fotostopps, zurückgelegt.

Oben angekommen offenbaren sich uns noch bunterere Berge auf der anderen Seite
Teils kommen Vulkandämpfe aus dem Boden

Zurück beim Auto entdecken wir in der tieferen Furt einen Geländewagen mit Warnblinkanlage – das macht mich etwas nervös, denn auf unserem weiteren Weg liegen noch mehrere Furten. Trotz guter Vorbereitung inklusive YouTube-Videos blieb die Strecke für mich ein kleines Fragezeichen. Zur Sicherheit frage ich einen Einheimischen, wie er die Situation auf der weiteren F208 Richtung Süden einschätzt – angesichts des Regens. Seine Antwort erleichtert mich sehr: Die Furt hier sei die tiefste von allen auf der folgenden Strecke. Also heißt es nur noch warten, bis der Geländewagen mit einer Seilwinde geborgen ist – dann kann unser Abenteuer weitergehen.

Den Dacia hat wohl der Maschinen-Geist verlassen – wir warten

Und was für eine Fahrt das ist! Die Landschaft lässt uns weiter staunen: Vulkankegel, weite Ebenen, bedeckt mit grünem Moos, dazwischen silbrig glänzende Mäander, die sich durch die Landschaft schlängeln. Mehrmals lassen wir uns von der Drohne begleiten und können kaum glauben, was wir sehen. Gegen Ende wird das Gelände flacher, der Charakter der Landschaft ändert sich erneut, doch die „Shades of Green“ bleiben bestehen. Nach etwa 60 Kilometern endet die F-Road – und damit auch unsere Hochlanderlebnisse. Wie schön, dass alles gut gegangen ist und wir diese besondere Seite Islands erleben durften – genau so, wie ich es mir erträumt hatte.

Scenic much?

Etwas spät ist es allerdings geworden – kurz vor 22 Uhr erreichen wir unser Apartment in Vík. Es war zwar nicht gerade günstig (unter 100 € pro Person war in dieser Gegend nichts zu finden), dafür ist es modern, gut ausgestattet und bietet sogar Meerblick auf die Reynisdrangar-Klippen, die wir morgen wohl besuchen werden. Nach diesem intensiven Tag fallen wir gerne in die weichen Betten.

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Eine Antwort zu “Tag 3 – Landmannalaugar”

  1. Das klingt ja alles sehr, sehr spannend und schön . So habe auch ich die Insel erlebt ,nur sehr kurz . Es ist alles einfach ,,unglaublich schön “ Mit eurem spannenden Bericht erlebt man es noch einmal und die Erinnerungen sind gegenwärtig. Ich wünsche euch noch viele schöne Momente auf dieser einzigartigen Insel mit ihren Naturschönheiten. – und passt gut auf euch auf ….

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