Um 05:00 Uhr Lokalzeit wachen wir bereits auf. Trotz der abgedunkelten Jalousien dringt schon einiges an Helligkeit in den Raum. Frühstück gibt es erst um 07:00 Uhr. Ich schnappe mir die Kamera und spaziere in der morgendlichen Stimmung ein wenig durch die Gassen. Um Punkt sieben treffen wir uns dann zum Frühstück – auch Eva hat es aus dem Bett geschafft, ist jedoch leider noch stark angeschlagen.

Nach dem Frühstück legt sich Eva noch einmal ins Bett, während Klaus, Mama und ich etwa 20 Minuten zum nahegelegenen Inlandsflughafen spazieren, wo wir bei Europcar unser Mietauto abholen. Wir bekommen – wie reserviert – einen Toyota RAV4. Anschließend fahren wir zurück zur Unterkunft, wecken Eva, packen alles zusammen und checken aus. Nun beginnt endlich der eigentliche Teil der Reise.
Wir fahren Richtung Osten zu einem Nationalpark namens Þingvellir (gesprochen: Thingvellir). Auf dem Weg halten wir noch bei einem Discounter namens Bónus, der als günstigster Supermarkt Islands gilt. Wir kaufen einen Grundstock an Vorräten für die nächsten Tage und zahlen dafür 180 €. Bei uns hätte derselbe Einkauf vermutlich um die 100 € gekostet – aber wir wussten ja bereits, dass das kein billiger Urlaub wird.
Kaum haben wir Reykjavík hinter uns gelassen, erheben sich vor und neben uns schon schwarze Bergketten mit grünem Bewuchs. Wir haben wohl großes Glück mit dem Wetter, denn die Sonne scheint fast durchgehend zwischen einigen Wolken hervor und taucht alles in eine wundervolle Szenerie. Schnell wird uns klar: Dieses Land wird uns noch viel zu bieten haben.

Durch flache Ebenen, vorbei an unzähligen Seen und Wasserflächen, erreichen wir schließlich den Nationalpark. Dieser liegt an einem großen See, mit toller Aussicht direkt beim Besucherzentrum. Das Besondere an Þingvellir sind die aufklaffenden Risse in der Erde bzw. im Gestein – genau hier verläuft nämlich die Grenze zwischen zwei tektonischen Platten. Die Parkplätze sind entsprechend groß dimensioniert, und da wir uns noch in der Nähe von Reykjavík befinden, sind die Attraktionen – wie erwartet – gut besucht.


Ein Weg führt durch bzw. entlang der Risse und Klippen. Eva begleitet uns ein Stück, kehrt dann aber wieder zum Auto zurück, um sich auszuruhen. Klaus, Mama und ich unternehmen eine Rundwanderung, die uns auch etwas abseits der Hauptpfade führt. Immer wieder entdecken wir neue Spalten, manche davon mit glasklarem, bläulichem Wasser gefüllt. Zwischendurch gibt es viel Moos, niedrige Bäume und Buschwerk. Nach etwas über 9 Kilometern in knapp drei Stunden sind wir wieder beim Auto.



Ein paar Parkplätze weiter halten wir erneut, um auf einer kleinen Aussichtsplattform eine Jause mit Blick über den großen See zu genießen. Zu kalt ist uns heute definitiv nicht: Es hat 15 °C, und mit Sonne und Bewegung ist die lange Hose eigentlich schon zu viel.
Frisch gestärkt geht es weiter Richtung Süden zum Kerið, einem Kratersee. Der Krater liegt direkt neben der Straße bei einem großen Parkplatz – aus der Ferne sehen wir bereits zwei Reisebusse. Der Eintritt kostet 600 Isländische Kronen (ca. 4,23 €) pro Person. Vom Kraterrand aus hat man einen wunderschönen Blick hinunter zum See. Ein Weg führt rund um den Krater, den wir entlanggehen (Eva nur ein paar Meter, dann zieht sie sich wieder ins Auto zurück). Die Dimensionen sind überschaubar, und so sind wir schon nach wenigen Minuten wieder auf dem Weg.

Unser letztes Ziel für heute ist das Thermalgebiet bei Haukadalur. Auf dem Weg dorthin geraten wir schließlich doch in den Regen – immerhin wird dadurch die Frontscheibe, die voller kleiner Mücken war, gründlich gereinigt. Unterwegs begegnet uns noch eine Reitergruppe mit Islandpferden im Tölt, die eine Herde entlang der Straße treiben.

Als wir Haukadalur erreichen, nieselt es nur noch leicht. Wir beschließen, wie geplant anzuhalten und durch das Gebiet zu spazieren. Überall strömt Dampf aus der Erde, und immer wieder brodelt irgendwo ein Wasserloch – begleitet vom typischen Schwefelgeruch. Die Hauptattraktion ist der aktive Geysir Strokkur, der alle paar Minuten ausbricht. Zusammen mit vielen anderen Besuchern stehen wir etwa zehn Meter entfernt und beobachten das blubbernde Loch. Nach einiger Zeit wölbt sich eine große Blase, die dann schlagartig in eine etwa zehn Meter hohe Wasser- und Dampfsäule explodiert.

Doch nicht nur der Geysir ist beeindruckend: Auch die anderen dampfenden Wasserbecken, der Geruch, die Farben und die Geräusche machen den Ort zu etwas Besonderem. Es nieselt weiterhin, und es ist recht windig – mir wird erstmals etwas kalt (ich trage kurzärmlig), doch die dampfenden Fumarolen spenden immer wieder wohlige Wärme.



Wir beenden unseren Rundgang und fahren im Regen etwa 15 Minuten zu unserer heutigen Unterkunft. Diese erreichen wir über eine Schotterstraße mit Schrankenanlage. Der Weg verzweigt sich in viele kleine Pfade zu einzelnen Hütten im Wald, die offenbar auch als Wochenendhäuser genutzt werden. Unsere Holzhütte liegt idyllisch mitten in der Natur.

Wir packen aus, Eva geht sofort ins Bett, und Mama kocht uns noch einen Eintopf. Nach dem Abendessen ist es schon fast 22:00 Uhr, und wir versuchen zu schlafen – obwohl es draußen noch taghell ist. Ich übernachte im Dachboden im Schlafsack, um Evas Viren zu entgehen. Leider ist die Hütte ziemlich aufgeheizt, und der Schlafsack viel zu warm. Doch jede unbedeckte Hautstelle wird sofort von winzigen, bissigen Mücken attackiert.