Tag 28 – Frank


Für heute haben wir uns etwas entspanntere Pläne vorgenommen, zumal die Flut auch etwa 45 min später ist. Also können wir tatsächlich endlich ausschlafen und gemütlich in den Tag starten. Mit dem Meerblick, dem Sand rundherum und einem erneut blauen Himmel mit Sonne macht sich wirkliches Urlaubsfeeling breit, auch wenn es in der Früh immer noch etwas kühl ist. Gegen 09:30 fahren wir dann los, heute direkt zum Punta Norte, nachdem wir dort am Vortag dann recht überstürzt los mussten in der Hoffnung auf den Schnorchelgang. Wir fahren wieder mit etwa 100 km/h eine gute Stunde über die breiten Schotterpisten zum nördlichsten Punkt der Halbinsel. Dort treffen wir in beinahe unveränderter Konstellation eine Gruppe Seeelefanten und zwei Gruppen Seelöwen an. Dazwischen tummeln sich Möwen und ein Schwarm Seeschwalben (vermutlich). Wir haben unsere Ankunft so getimt, dass wir 2 Stunden vor Flut dort sind. Bei Flut besteht die Möglichkeit, dass die Orcas kommen und am Strand die kleinen Seelöwen jagen. Irgendwie ist man hin und her gerissen, denn es wäre sicher ein tolles Naturschauspiel und imposant die Orcas zu beobachten, doch wenn man den spielenden, jungen Seelöwen zusieht schließt man diese schnell ins Herz und hofft eigentlich dann doch wieder, dass besser keine Orcas kommen. Allerdings sind die kleinen Seelöwen bei den großen Wellen bei Flut etwas vorsichtiger und sie tun sich sichtlich schwer ins und aus dem Wasser zu gehen und kommen. Wir spazieren den etwa 100m langen Holzsteg am Strand entlang und beobachten die gesamte Tierwelt und das Meer. Die Sonne scheint sehr stark. Die Seeelefanten sind heute etwas aktiver, zumindest zwei von ihnen rangeln immer wieder um im nächsten Moment dann quasi leblos wieder nieder zu sacken und zu rasten.

Heute wird ordentlich gerangelt

Als wir dann die eine Seelöwen-Kolonie beobachten, reden uns drei deutsche an und wir kommen ins Gespräch, speziell mit einem von ihnen. Dieser wurde bei KTM gekündigt, lebt in Mattighofen (OÖ), hat sich 6 Wirbel gebrochen und reist nun etwas, bevor er sich einen neuen Job sucht.

Der Mann kommt zu Besuch – da wird auch klar, wieso sie „Seelöwen“ heißen
Finde den Fehler

Die Zeit verfliegt und die Flut geht mittlerweile schon wieder ziemlich zurück. Orca Jagd ist heute wohl keine, Sichtung gab es auch keine. Wir erfahren von unseren Kontakten vom Vortag, dass im Osten, in Caleta, zwar irgendwo in der Ferne einmal eine vermeintliche Sichtung war, doch die Orcas kamen auf jeden Fall nicht näher zum Strand. Am Weg zurück zum Auto stellen wir fest, dass ein sehr abgemagertes Seelöwenjunge mitten zwischen der Elefantenherde liegt. Zuerst glauben wir, dass es bereits tot ist, doch dann bewegt es sich auf einmal. Aber es dürfte wohl die nächsten Tage nicht mehr überleben. Vielleicht wurde es auch daher verstoßen oder ist von der eigenen Kolonie geflüchtet, wir wissen es nicht.

Babylöwe in der Elefantenherde

Zurück am Parkplatz schlendert ein Gürteltier gemütlich zwischen den Autos umher und wird dann auch von spanisch sprechenden Touristen gefüttert. Diese bekommen dann aber zum Glück gleich mal Anschiss von der Rangerin.

Gabriela die Gürteltierin

Wir speisen unsere vorgekochten Nudeln im Auto und fahren dann die Straße ein paar Kilometer zurück zu einer Abzweigung, wo es zu einem Pinguinstrand geht. Dieses Gebiet ist jedoch in Privatbesitz und nicht im Eintritt des Valdez Nationalparks inkludiert. Nach etwa 6 km erreichen wir einen Stützpunkt, wo uns eine Rangerin empfängt und uns mitteilt, dass um 16:00 die nächste Tour startet und die Besichtigung nur im Zuge einer solchen Tour möglich ist. Pro Person würde das 45€ kosten. Wir müssten also mehr als 1,5h warten, was uns dann für den teuren Preis definitiv zu viel ist. Also verlassen wir den Ort wieder unverrichteter Dinge und beschließen nach Hause, ins Quartier, zu fahren. Also stehen wieder 1,5h Schotterpiste vor uns. Wir stellen fest, dass unser Tank auch schon ziemlich dem Ende zu geht – dabei haben wir doch erst bei Ankunft auf der Halbinsel hier vollgetankt. Doch die Strecken sind einfach echt patagonisch. Plötzlich sehen wir in der Mitte der Straße vor uns einen Pinguin auf uns zu watscheln. Unsicher ob es eine Fata Morgana ist oder eine andere Halluzination werden wir langsamer und stellen fest, dass es kein Pinguin ist, sondern ein Kormoran (Cormoran Imperial, Phalacrocorax atriceps). Er wirkt etwas verloren, und fliegt auch nicht weg. Wir haben sie sonst eigentlich immer nur am Wasser gesehen und sind jetzt aber wahrscheinlich schon 30 oder 40km vom Meer entfernt. Wir stoppen und nähern uns vorsichtig. Er läuft weiterhin nicht weg und so versuchen wir ihm etwas Wasser in einer Dose zu offerieren. Er taucht seinen Schnabel zwar ein, trinkt aber nicht wirklich.

Lisi’s und Frank’s Kommunikation funktioniert sofort

Als dann in der Ferne weitere Autos kommen nehmen wir ihn und bringen ihn zumindest mal an den Straßenrand und überlegen, wie wir tun sollen. Wir leeren einen der Kartons, wo wir unsere Essenssachen drinnen haben aus und setzen ihn hinein und beschließen ihn im kühlen Auto zum Meer mitzunehmen. Als wir losfahren wird Frank jedoch etwas unruhig und versucht aus der Schachtel zu entkommen. Wohlgemerkt wird er aber absolut nicht aggressiv uns gegenüber und erhebt seinen Schnabel nie gegen uns. Um ihn zu beruhigen, decken wir dann die Schachtel mit einem Handtuch zu und Lisi nimmt die Kiste auf den Schoß. Er beruhigt sich tatsächlich recht schnell und wir können losfahren. Wir fahren noch etwa 30 min zurück nach Puerto Piramides, wo wir direkt zum Strand fahren. Wir tragen Frank in der Kiste vor zum Wasser und setzen ihn nahe an der Felsküste direkt am Wasser aus.

Sofort watschelt er ins Wasser und taucht ein wenig unter und hält seinen Kopf ins Wasser. Er scheint sichtlich erfreut zu sein und fängt direkt an am Ufer entlang zu schwimmen und mit dem Schnabel immer wieder am Stein bzw. den Algen zu knabbern. Ich glaube, wir haben eine gute Tat vollbracht und ihn vielleicht wirklich retten können. Auf jeden Fall war es sehr herzerwärmend anzusehen und hat uns den Nachmittag versüßt. Leider hatten wir bei der Fahrt jedoch auch einen Steinschlag (irgendwie von uns selbst aufgewirbelt), der tatsächlich einen kleinen Sprung in unserer Windschutzscheibe hinterlassen hat. Als wir dann am späten Nachmittag am Balkon sitzen, kommt Naty, unsere Vermieterin, vorbei und wir kommen mit ihr ins Gespräch. Nachdem sie offensichtlich sehr gerne redet, vergeht so auch schnell eine Stunde, doch es ist auch sehr interessant etwas über den kleinen Ort hier auf der Halbinsel zu lernen. Sie erzählt ein wenig von der Infrastruktur hier, Stromproblemen durch Windschäden, von der Entsalzungsanlage und den Tanksystemen im Ort und vom Leben hier generell. Sie managt wohl 12 Unterkünfte im Dorf. Als sie unseren Benzinkanister sieht, ist sie begeistert von dessen Qualität und bietet uns an diesen abzukaufen. Ich checke die Tankstellensituation für unsere restliche Reise und wir beschließen tatsächlich ihr den Kanister zum Einkaufspreis mit dem Benzin zu überlassen, da wir voraussichtlich genug Tankstellen haben werden auf der restlichen Route. Wir hatten diesen eigentlich nur für die abgelegenen Straßen in den Bergen gebraucht.

Danach fahren wir noch in den Ort, gehen in die Tauchschule um unseren morgigen Schnorcheltrip zu bezahlen, das Auto volltanken und im Anschluss im Restaurant „La Corvacha“ zu speisen. Wir sitzen an einem Tisch im Freien. Eva und ich bestellen ein Steak und einen Lachssalat, welches wir uns beides teilen. Lisi isst Cannelloni und Klaus Lachs mit Algen. Als Nachtisch gab es ein Apple Crumble und einen Schoko-Lava-Cake. Alles war sehr gut, doch das Steak hat uns eigentlich ziemlich enttäuscht. Es war leider well done und nicht Medium, wie bestellt und war eigentlich eher von der zähen Seite. Da haben wir sogar selbst schon bessere gemacht. (Vor Jahren). Mal sehen, ob wir den Argentiniern nochmals eine Chance geben.

Vegan

Abends bereiten wir uns dann für die Abfahrt am morgigen Tag und unseren Schnorcheltrip vor.

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2 Antworten zu “Tag 28 – Frank”

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