Tag 11 – Millionäre in El Calachill


Heute Nachmittag wird Lisi in El Calafate am Flughafen landen und zu uns stoßen für die restliche Dauer der Reise. Daher haben wir heute keinen Tagesausflug geplant sondern beschließen mal tatsächlich Urlaub zu machen und den Tag entspannter anzugehen. Das beginnt damit, dass wir keinen Wecker stellen und erst gegen 08:00 von der Morgensonne in den Fenstern mit einem tollen Ausblick über den Lago Argentino aufgeweckt werden. Nachdem wir für diese Nacht nun auch die Heizung aufgedreht hatten, war es diesmal auch nicht mehr zum Erfrieren, herrlich. Nach einem gemütlichen Frühstück verbringen wir einiges an Zeit mit Reiserecherchen und Organisatorischem. Ich widme mich auch der Buchhaltung und arbeite all unsere Ausgaben auf und reinige das ganze Fotoequipment. Eva erstellt dankenswerterweise eine Koch- und Einkaufsliste und übernimmt die Kommunikation mit unserem Vermieter bzw. dessen Schergen. Dieser hat uns für heute einen Geldumtausch organisiert, bei dem wir 1000€ in Pesos wechseln können um davon auch dann unsere erste Unterkunft bezahlen können. So fahren wir alle 3 am Vormittag zu einem Geschäft, das er uns genannt hat. Das Geschäft ist eine Mode-Boutique und wir werden bereits von einer Dame erwartet. Diese bittet uns in ihr Büro. Wir fühlen uns wie in einem Mafia-Film. Sie ist sehr freundlich und zückt eine Geldzählmaschine und einen Karton voll mit Geld. Sie nimmt mehrere Bündel Geldscheine aus dem Karton, wir trauen unseren Augen kaum und fangen erst jetzt an zu verstehen. Unser Kontaktmann hat bereits von einer Maschine gesprochen und von einer großen Menge Geld und dass es wohl leichter ist, wenn wir ins Geschäft kommen. Jedes Bündel Scheine ist mit einem Gummiringerl zusammengebunden, die Frau löst eines nach dem anderen und beweist uns mit der Maschine, dass jedes Bündel exakt 100x 1000er Scheine, sind, also 100.000 Pesos. 950 Pesos entsprechen etwa einem Euro, das heißt wir erhalten nun tatsächlich 950 Geldscheine. Der 1000er Schein ist der größte Schein, den es gibt. Auf einmal wird uns sonnenklar, wieso es so schwer ist an Geld zu bekommen. Alles ist fein säuberlich gezählt, wir bekommen ein großes Kuvert und gehen mit – gefühlt – einem Kilo Scheinen wieder aus dem Laden, immer noch baff über das gerade erlebte.

Danach fahren wir zurück in die Unterkunft und verbringen noch etwas Zeit mit Planung und Mittagessen. Dann starten wir Richtung Flughafen um Lisi abzuholen, die pünktlich um 14:25 landen wird. Durchqueren El Calafate, passieren die Autorennstrecke, wo heute scheinbar ein Autorennen stattfindet und müssen bei dem Polizeicheckpoint ein paar Kilometer vor der Stadt durch die Kontrolle. Klaus ist nicht angegurtet, doch der Polizist ist trotzdem freundlich und bittet ihn sich anzuschnallen. Ich muss in den Alkomat blasen und ich bin überraschenderweise nüchtern. Wir dürfen passieren. Etwa 10 Minuten Fahrt sind es dann noch zum Flughafen. Eva und ich kaufen noch eine zweite Sim-Karte. Diesmal für 10€ und wesentlich erfolgreicher als unsere erste – der Trafikverkäufer aktiviert uns direkt die Sim und das Paket und wir verstehen nicht ganz, wieso wir die erste Sim für einen teureren Preis kaufen mussten, damit diese bereits aktiviert ist (so viel Schwarzmarkt hier). Jedenfalls kommt Lisi gut an und wir packen sie und ihr Gepäck zu uns ins Auto. Zurück geht es in die Stadt, wo wir zuerst noch beim Supermarkt stehen bleiben und Eva’s Essens- und Einkaufsplan für die nächsten Tage umsetzen (wieder 100€). Auf Wunsch von Lisi kaufen wir auch eine Bialetti und einen echten Kaffee. Nicht schlecht, weil mir hängt der Löskaffee eh schon beim Hals raus. Danach fahren wir zu dem Café wo unser Hausverwalter arbeitet um ihm 4,27 Geldbündel zu übergeben für unsere Unterkunft. Doch er ist überraschenderweise noch nicht im Café und wir fahren wieder unverrichteter Dinge in die Unterkunft. Lisi ist etwas hungrig und bereitet sich etwas zu, während Eva und ich die Zeit nutzen und an die Promenade fahren, da wir dort am Vortag eine Outdoor-Trainingsanlage gesehen haben und wir die Sonne und das Wasser genießen wollen und gerne mit körperlicher Ertüchtigung kombinieren. Wir pumpen für eine Stunde unzählige Klimmzüge, Liegestütz und Dips und setzen uns dann noch 5 Minuten an das Wasser in die Sonne. Zum Baden lädt es nicht ein, zu viele Gewächse, Vögel und ich sehe auch einen Blutegel.

So ist die Aussicht auf den See am besten

Verrichteter Dinge fahren wir einmal mehr zurück zur Unterkunft, wo ich den Küchendienst antrete und für den nächsten Tag vorkochen gehe: Reis mit Brokkoli, Erbsen und Erdnüssen, sowie gebratene Kochbanane und Kürbis aus dem Backrohr.

Eva, Klaus und Lisi fahren inzwischen ins Glaciarium, ein Gletschermuseum hier im Ort. Es folgt ein Gastbeitrag von Eva über den Glaciariumsbesuch:
Das Museum war den Besuch auf jeden Fall wert, es bot viele gut aufbereitete Tafeln über Gletscher – deren Entstehung, Geografie, Aufbau sowie mehr Infos über die Gletscher der Welt und der Region. Außerdem gabs gut aufbereitete Filme über das Ereignis, wenn der Perito-Moreno-Gletscher auf die gegenüberliegende Landzunge trifft und somit einen Seitenarm des Sees abschließt. Dort steigt dann langsam das Wasserlevel auf bis zu 27m über den des Restsees bis dann durch den entstehenden Druck sowie einem Anheben des Gletschereises ein Rinnsal unter dem Gletscher entsteht, dass diese Gletscherbrücke langsam aber sicher unterspült. Und nachdem dies nur alle paar Jahre passiert, richtet die Welt dann die Augen auf das Ereignis, wenn der Bogen schließlich bricht und einer Explosion gleich die riesigen Eismassen im Wasser zerschellen.

Am Abend packen wir für den morgigen Tag, da wir diese Unterkunft verlassen und weiterreisen werden. 

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2 Antworten zu “Tag 11 – Millionäre in El Calachill”

  1. Euer Millionen-Geldwechsel erinnert mich an Tansania … aber dort war es etwas einfacher. Jeder Tag von euch klingt spannend, wenn auch nicht immer besonders einfach… Weiterhin alles Gute nun zu viert!!!

  2. Wieder total spannend ! Gut ,dass mit der Ankunft von Lisi alles geklappt hat und ihr eure Reise nun zu viert erleben könnt. Abenteuer pur ……Alles Gute weiterhin…

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