Die Nacht in unserer Hütte war deutlich kälter als zuvor. Die Fenster sind beschlagen und es hat wohl nur um die 8 Grad. Der Ausblick in der Früh ist nicht lohnenswert, denn in den Bergen hängen die Wolken drinnen. Es hat in der Nacht auch runter geschneit auf ca. 800 Höhenmeter (wir sind auf 100), die Berge sind leicht angezuckert. Ich verwerfe den Plan zum Sonnenausgang zum Aussichtspunkt zu fahren und fange lieber an Wasser am Gasherd aufzukochen und Müsli und Tee vorzubereiten um uns wieder aufzuwärmen. Alles dampft und die Fenster beschlagen komplett, eine Stimmung, wie in einer unbeheizten Berghütte. Klaus geht sich heiß duschen, auch er hat die Nacht aber gut überstanden. Unseren Ofen einheizen versuchen wir gar nicht erst. Nach dem gemütlichen Frühstück und beinahe einer erneuten Klo-Verstopfung starten wir unsere Abreise und einmal mehr die Fahrt durch den Nationalpark. Wir wollen diesen heute hinter uns lassen und über die Grenze weiter nach El Calafate in Argentinien reisen. Doch gibt es noch einen Punkt im Nationalpark, den wir bisher ausgelassen und uns aufbehalten haben: Eine kleine Insel mit Hotel bzw. Restaurant/Café mitten in einem See mit perfektem Blick auf das Bergmassiv. Immer wieder blitzt irgendwo die Sonne durch, doch die Berge bleiben in den Wolken.

Weiter geht es über kurvige Schotterstraßen hinauf und hinab. Vorbei an unzähligen Seen. Zunehmend werden die Hügel aber flacher und wir fangen an elendslange Ebenen zu durchqueren.

Rechts und links ist stets Stacheldraht. Jeder Meter wird wohl irgendwie für Viehzucht verwendet, wenn auch das Land äußerst karg ist. Immer wieder hängt irgendwo ein Guanaco-Gerippe in einem Zaun, oder ist zusammengefahren am Straßenrand. Auch unzählige kaputte Reifen sieht man. Empfang gibt es natürlich keinen. Autos trifft man wenige. Wir erreichen den Grenzposten der Chilenen, wo wir unsere Pässe und Fahrzeugpapiere zeigen und diverse Stempel für die Ausreise sammeln. Die Leute bei der Einreise werden genauer kontrolliert und durchleuchtet. Angeblich ist der Import von jeglichen tierischen und pflanzlichen Produkten untersagt. Die Ausreise ist jedenfalls kein Problem und entpuppt sich als echt unspektakulär. Der Schranken öffnet sich und wir passieren. Im Niemandsland hört schon bald die betonierte Straße auf und weicht einer sehr schlechten Schotterpiste mit teils sehr groben Steinen und tiefen Schlaglöchern. Wir erreichen den argentinischen Grenzposten ein paar Kilometer später. Wir stoppen wieder und gehen in das Gebäude, wo wir wieder Passkontrolle und Zollüberprüfung durchlaufen. Wieder keinerlei Probleme.


Bald darauf folgt zum Glück eine asphaltierte Straße, wo wir uns auf der Seite kurz hinstellen und unseren vorgekochten Erbsen-und-was-auch-immer Eintopf essen, den wir als trockenes „Fertigprodukt“ in Chile gekauft hatten. Gar nicht schlecht. Es regnet immer wieder mal, doch ein paar Kilometer später scheint wieder die Sonne. Google Maps führt uns über eine Route, abseits der Hauptstraße. So sparen wir etwa 50 Minuten und einiges an Kilometer, denken wir. Doch es handelt sich um eine Schotterstraße und wir merken schnell, dass diese nicht gewartet und in vielen Passagen nicht gut in Schuss ist. Etwas unschlüssig, ob wir doch den Umweg, dafür aber Asphalt, in Kauf nehmen sollen, können wir uns nicht wirklich entscheiden und fahren die Schotterstraße weiter. Etwa 65km sind es wieder bis zur Hauptstraße. Schon bald bereuen wir es, denn es ist ziemlich unangenehm zu fahren. Mir wird sogar etwas übel. Dennoch fühlt es sich fast ein bisschen wie eine Safari an. Die Landschaft ist irgendwie besonders, wir sehen einen Condor, eine Nandu-Mutter mit unzähligen kleinen Kindern und ein paar Guanacos.








Nach der Hälfte der Strecke ist uns dennoch klar, dass wir wohl nicht schneller sein werden, aber aufgrund der geringeren Kilometern müssen wir vermutlich nicht auf unseren Reservekanister zurückgreifen und schaffen es gerade so nach El Calafate. Zum Glück wird die Fahrbahn bald etwas besser, zumindest gibt es wieder weniger große Steine. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir es dann tatsächlich ohne Reifenpanne geschafft und biegen wieder auf die Hauptstraße mit Asphalt. Diese geht nun etwas Bergauf und auf einmal liegt sogar ein wenig Schnee neben der Straße. Es hat von 18° auf 4° abgekühlt. Wir erreichen die Abbruchkante der ansteigenden Hochebene, die wir durchfahren sind und blicken bei leichtem Schneeregen auf eine weitere große Ebene Fläche hinab. Dort fahren wir hinunter, durchqueren diese Ebene weiter auf elendslangen, einschläfernden Geraden und erreichen auf einmal einen Polizei-Checkpoint. Etwas überrascht händigen wir unsere Fahrzeugpapiere und Führerschein aus und geben bekannt was wir denn überhaupt wollen.

Wir dürfen problemlos passieren und erreichen kurz darauf die Stadt El Calafate. Diese sieht aus wie eine Stadt aus Nordamerika. Es gibt geteilte Richtungsfahrbahnen, alles ist rechteckig angeordnet, viele Shops an der Straße, die Gebäude sind fast ein bisschen in Western Manier gebaut. Wir stoppen an einer Tankstelle und füllen mit knappen 20 Restkilometern unseren Tank auf. Danach steuern wir einen Handyshop an, wo wir uns erhoffen eine argentinische Sim-Karte zu erstehen, damit wir auch unterwegs wieder Internet haben. Die Verkäuferin will uns aber nicht mit Kreditkarte zahlen lassen, da die Gebühren so hoch sind, außerdem empfiehlt sie uns eine bereits aktivierte Sim-Karte zu kaufen, da dies für Nicht-Argentinier scheinbar nicht so leicht möglich ist. Das Ganze ist aber wohl irgendein dubioses Geschäft, also leisten wir Folge und versuchen bei der Bank nebenan unser Glück um argentinische Pesos zu beheben. Doch der Bankmat lässt maximal 2000$ beheben, was etwa 2€ sind. Damit kommen wir nicht weit. Abgesehen davon wären darauf Gebühren von 8000$, wobei wir uns irgendwie unsicher sind, ob es sich da um Pesos oder US-Dollar handelt. Bei der nächsten Bank scheinen wir mehr Glück zu haben, dort kann man bis 20000 beheben, also etwa 20€. Das würde vorerst reichen, doch leider verweigert auch hier dann der Bankomat schlussendlich. Bei der 3. Bank sind dann 15000 möglich, dafür zahlen wir aber 8000$ Gebühren. Kein gutes Geschäft, aber immerhin haben wir genug um uns die Sim-Karte kaufen zu können. Am Weg zieht es uns aber noch in eine Pizzeria, wo wir zwei äußerst geschmacklose Pizzen für je 15€ verschlingen. Hier kann man zum Glück immerhin mit Kreditkarte zahlen. Wir nutzen das Wi-Fi um unseren Vermieter der nächsten Unterkunft zu kontaktieren und machen aus uns um 20:00 dort zu treffen. Am Weg stoppen wir noch in einem kleinen Supermarkt, der aber sehr spärlich bestückt ist. Wir finden kein Naturjoghurt, keine Nüsse oder irgendwas dergleichen. Aber immerhin gibt es frischen Salat, Obst und Gemüse. Bei der Unterkunft treffen wir zeitgleich mit dem Vermieter ein und sind überrascht, über die Größe und Lage. Einzig und allein die Sauberkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Es ist eher lieblos und leer und die Küche wirkt so, als ob schon seit ein paar Wochen nicht mehr geputzt worden war. Aber es gibt eine Heizung, Strom, Internet und Ausblick, also sind wir zufrieden. Wir verbringen den Abend mit Recherche für den nächsten Tag und grübeln, wie wir unser Geldproblem lösen könnten. Hier werden wir für 3 Nächte bleiben.


2 Antworten zu “Tag 9 – Argentinian Gravel”
Wieder ein interessanter Bericht über eure Erlebnisse in dieser gewaltigen Naturlandschaft mit ihren ,,Wildtieren „und was es sonst noch gibt…..Herzliche Grüße aus der Heimat
Spannend! Ich wünsche euch alles Gute weiterhin und baldigen Geldfluss 😘